Geschichte einer italienischen Köstlichkeit

Wer erfand eigentlich, das leckere kreisrunde Ding namens Pizza, welche zur gesamteuropäischen Esskultur gehört? Die Geschichte der Pizza ist in erster Linie die Geschichte eines Teiges aus der Verbindung Mehl mit Wasser. Dieser sollte möglichst dünn ausgerollt und mit verschiedenen Zutaten belegt werden. Beim Backen des belegten Teiges entsteht dann der typische knusprige Boden. Das ursprüngliche Rezept beanspruchen Italiener für sich – vor allem die Neapolitaner. Ihre Pizza, die traditionelle Pizza Napoletana, ist ein eingetragenes Warenzeichen innerhalb der Europäischen Union (EU). Erst wenn die Pizza so gebacken und belegt wurde, wie die Vorschrift vorgibt, kann sich eine Pizza wirklich als eine Napoletana bezeichnen. Doch haben wirklich die Italiener die uns bekannte Pizza erfunden? Wir gehen den Spuren der Vergangenheit nach.

 

 Herkunft des Wortes „Pizza“

Die auf Stein gebackene Pizza soll ihren Ursprung gar nicht in Italien haben, sondern, wenn es nach Archäologen geht, waren es die Etrusker in der Antike 800 v. Chr. die zum ersten Mal ein Fladenbrot aus Mehl, Salz und Wasser mit mehreren Zutaten belegten. Danach wurden die Fladen am offenen Feuer auf Stein gebacken. Die Teigfladen nannte man zu dieser Zeit pita, woraus sich vermutlich im Laufe der Zeit das Wort Pizza ableitete. Einige glauben jedoch die Wortentstehung kam aus der Stadt Neapel in Italien. Das altneapolitanische Wort piceà steht für Zupfen.

 Gibt es die klassische neapolitanischen Pizza?

Laut den Neapolitanern muss eine Pizza nicht zwangsläufig mit Tomatensoße bestrichen sein. Auch Käse muss nicht Bestandteil einer guten Pizza sein, um delikat zu schmecken. Unter den klassischen Rezepten der neapolitanischen Küche finden sich auch Beläge mit Olivenöl, Oregano oder Knoblauch. Die Pizza Marinara beispielsweise wird mit Tomatenscheiben, Kapern, Sardellen und schwarzen Oliven belegt, jedoch ohne Käse. Wer selber zu Hause eine Pizza bäckt, kann sich also daran erinnern, dass man sich nicht strikt an ein Rezept halten muss – auch eigene Kreationen sind denkbar.

 

Geburtsstunde der Pizza ?

Die Etrusker besetzten 200 n. Chr. Rom und zu diesem Zeitpunkt muss es gewesen sein, als die Italiener zum ersten Mal mit dem Urrezept der Pizza in Berührung kamen. Durch darauffolgende römische Eroberungsfeldzüge breitete sich das Rezept der Pizza in ganz Europa aus. Aber sie galt als einfache Speise – eine Speise der Armen und der Bauern. 1520 kamen die ersten Tomaten aus Südamerika nach Europa. Doch die rote Warnfarbe schreckte viele Menschen ab, denn die Früchte der Pflanze hätten ja giftig sein können. Doch in der Not isst der Teufel fliegen, so heißt nicht nur ein altes Sprichwort, diese Regel galt für fast alle Menschen der ärmeren Bevölkerung. Aus der Not heraus wurde der trockene Teigfladen mit Tomatenstücken belegt – die Geburt des Pizza-Prototyps.

 

Im restlichen Europa galt die Tomate eher als Zierpflanze, doch in Italien machten immer wieder kleinere Pizzerien auf. Gerade in Neapel war die Pizza mit Tomaten der Renner. Doch auch Ende des 18. Jahrhunderts galt die Pizza als Speise für arme Leute. Der elitären Oberschicht war es verboten, diese Köstlichkeit zu probieren. Das Ganze änderte sich mit König Umberto 1889, der mit seiner Frau Margharitha zu Besuch in Neapel war. Er wollte die leckere Teigspezialität unbedingt kosten. Deshalb ließ er sich eine Pizza in den Palast liefern. Pizzabote war Raffaele Esposito, der auch gleichzeitig der Bäcker des Teigfladens war. Zudem war Raffaele Esposito sehr raffiniert, denn er belegte nicht nur die Pizza mit den italienischen Nationalfarben in Form von Tomaten, Mozzarella sowie Basilikum, sondern benannte seine Kreation nach der Königin Margharitha. Der König und seine Gemahlin waren so begeistert von der Speise der Armen, dass sie kurzerhand das Gericht auch für die Adligen salonfähig erklärten. Laut Überlieferung soll das Dankschreiben des Königspaares immer noch in der Pizzeria von Raffaele in Neapel an der Wand hängen.

 

Gefroren zur Massenware

Die Geschichte der Pizza begann in der Antike und endet vorläufig in den Tiefkühlregalen sämtlicher Discounter. Die Tiefkühlpizza ist aus dem Alltag ebenso wenig wegzudenken, wie die frische Variante. Anfang des 20. Jahrtausends erreichte das Rezept Nordamerika. Italienische Immigranten brachten die Köstlichkeit an den Amerikaner – ein regelrechter Siegeszug begann. 1957 erfanden die italo-amerikanischen Brüder Celantano in den Vereinigten Staaten von Amerika (United States of America, kurz USA) die erste Tiefkühlpizza. Nun war die Pizza massenkompatibel und war bei Alt und Jung beliebt. In Deutschland wurden bereits 1973 2800 Tonnen Tiefkühlpizza hergestellt. Rund sieben Jahre später waren es, sage und schreibe 23000 Tonnen. Im Jahr 2007 wurden 253000 Tonnen produziert – das entspricht in etwa 768 Millionen Stück. Heutzutage verspeisen rund 70 Prozent der Deutschen mindestens ein Stück Pizza in der Woche. Ein echtes Massenphänomen.

 

Um eine Tiefkühlpizza herzustellen, müssen einige Arbeitsschritte von der traditionellen Zubereitung abweichen. Die Teigfladen werden kreisrund ausgestanzt sowie mit Tomatensoße bestrichen und danach sofort vorgebacken. Erst nach dem Abkühlen werden die restlichen Zutaten auf den vorgebackenen Boden gelegt. Zum Schluss wird die Pizza schockgefroren und eingeschweißt. Der Teig enthält neben Hefe und Weizenmehl ebenso modifizierte Stärke und andere Triebmittel, wie Natriumhydrogenkarbonat. Diese Mittel ermöglichen ein Aufbacken, ohne die Pizza vorher auftauen zu müssen. Einige Hersteller bieten Tiefkühlpizza mit ungebackenem Pizzaboden an.